Montag, 9. August 2010

Grand Capucin - O Sole Mio

Eigentlich wär ja die Dru auf dem Plan gestanden – zuerst lag noch zu viel Schnee drinnen, danach wars Wetter zu instabil. So konnten wir zumindest im Zuge der Akklimatisierung auch die Ein oder Andere schöne Tour klettern.
Auf den Grand Capucin wollte ich ohnehin schon lange mal, so stiegen David und ich vom Zeltplatz am Col du Midi nach einem gemütlichen Frühstück weg. An einem wahrhaft traumhaften Tag präsentiert sich der Berg schon beim Zustieg von seiner Zuckerseite.


Wir steigen erstmals über den Bergschrund der sich noch recht gut überwinden lässt und ein Stück über das links begrenzende Couloir hoch ehe wir in die Felsen queren.


Langsam müssen wir entscheiden welche Tour wir nun wirklich gehen. Mir steht heute der Sinn nach Freiklettern – da ich den Granit nun doch noch nicht wieder so gewöhnt bin scheidet die Bonatti Führe einmal aus. Also Schweizerführe oder O Sole Mio.
Da sich in der Schweizerführe schon einige völlig überforderte Schreischaften befinden fällt die Wahl nicht schwer.



So klettern wir einmal in Richtung der benachbarten O Sole Mio. Gleich die ersten SL bieten feinste Riss und Verschneidungskletterei.


Gewürzt mit der ein oder anderen kurzen Wandstelle, die sich in dem strukturierten Granit jedoch recht gut auflösen.


Nun stehen wir auch schon unter dem markanten 6b-Riss der 3. SL. Zu Beginn steckt noch ein Bolt um die Wandkletterei zu sichern. Der Riss ist bis auf einen alten Fixkeil völlig clean. Problem dabei ist nur dass er doch recht so breit anfängt, dass man mit einem 3er Cam definitiv nichts absichern kann. David gibt ihm einen Versuch will jedoch nicht recht über den Bohrhaken steige. Also zieht er seinen Joker und übergibt mir das scharfe Ende.
Kurz tief durchatmend rede ich mir zu, dass es so schwer wohl nicht sein kann und klettere einmal weg. Als ich dann irgendwann einmal endlich beim Fixkeil angelange bin ich dann doch rech froh. Nun verengt sich der Riss zunehmend bis zu einem Fingerriss und lässt sich somit auch ganz gut absichern.
Nachdem das durchgehende Piazen und die doch teils weiten Züge doch ein wenig an den Unterarmen zehrt wird der Rotpunktgedanke kurz verworfen und einmal ein Friend zum herrasten hergenommen. Danach geht’s in wirklich traumhafter Risskletterei immer höher. Bis ich am Stand angelangt bin ist mein Gurt direkt leicht geworden. Viel Material hab ich nicht mehr über :D


David unten im schweren Riss


Und im gutmütigeren Gelände zum Stand




Weiter geht es über einen traumhaften Handriss und auch das Dach löst sich ganz gut auf, so können wir wieder einmal ein wenig Meter machen.


Unterwegs gibt es immer tolle Standplatzaussichten zu genießen


Die nominelle Schlüsselstelle, technische Wankletterei die aber recht gut abgesichert ist, und kommt man erstmal darauf, dass man auch um die Kante greifen kann geht’s auch recht gut her.


Es folgen leichtere Längen, die jedoch nicht minder schön sind. Über bombige Risse geht es immer höher.



Noch eine kurze Wandkletterei auf lustigen Granitauswüchsen ehe es über leichtes Gelände zum Gipfel geht.




Dieser präsentiert sich übrigens von der schmalen Seite.


Abgeseilt wird oben über unsere Tour, unten etwas rechtshaltend über die Schweizerführe.
Am Einstieg wird noch schnell unsere Ausrüstung aufgenommen, ehe wir auf den unzähligen Ständen neben dem Couloir über den Schrund abseien.


Alles in allem eine wirklich wunderschöne abwechslungsreiche Tour im sonnigen Granit

Nachdem in der Nacht dann ein Gewitter über unsere Köpfe zog und die Aussichten auch nicht unbedingt besser wurden packten wir unsere Sachen und machten uns auf ins Verdon wo wir noch einige wirklich geniale Tage hatten.

Infos:
300m, 7+
Die Stände sind allesamt mit zwei Bohrhaken versehen, kurze Wandstellen sind ebenfalls gut versichert.
Im Gegensatz zur Schweizerführe findet sich hier in den Rissen aber wirklich kein fixes Material.
Wir hatten einen Satz Keile und vom roten C3 bis zum 3er Camalot jede Größe einfach mit. Vor allem die kleineren Geräte waren recht oft im Einsatz.
Hat soweit recht gut gepasst, für den 6b Riss, der meiner Meinung nach sicher die anspruchsvollste Seillänge darstellt, entweder ein wenig Moral oder einen 4er Cam mitnehmen.

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